TheJourney #3 – Willkommen zurück!

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TheJourney #3 - Willkommen zurück!
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So. Nochmal grade gedreht. Willkommen zurück!

Ich hab jetzt ne Woche lang den Kopf verdreht und bin als irgend-wer anders -wo gelandet. Plötzlich sagt ne Stimme zu mir: Willkommen zurück!

Dies ist keine Spirale.

Ja krass, denk ich mir und guck mich um. Ich steck in einem Körper, den ich steuern kann. Er ist ein bischen höher, als ich gewöhnt bin – er hat außerdem einen klaren Blick und Sprungkraft im Rücken, was zum Spielen einlädt.

Ich erkenne den Raum wieder. Schonmal von geträumt. Ein Landhaus mit weißlackierten Holzdielen steht im saftigsten Grün. Storche am Horizont. Hier wo wir mit den Hunden spielen.

Hallo! Ich bin heut etwas verträumt unterwegs. Diese Woche hatte ich eine Schwelle zu überqueeren und ich hab es heute (Sonntag) geschafft. Jetzt geht die Reise los. Ich hatte mir das Ziel gesetzt vor 4 Tagen einen „Dopamin baseline reset“ zu starten. So wie ich es inzwischen verstehe nochmal kurz zusammengefasst:

In uns gibt es einen chemischen Hebel, den wir nutzen können – und der uns permanent ausnutzt. Das ist seine Aufgabe. Dopamin wird ausgeschüttet wenn wir eine tolle Erfahrung haben. Glücksgefühl. Nach jedem Glücksgefühl, wird die Laune auch wieder runtergehen. Die Laune geht aber nicht wieder auf „normal“ zurück – die droppt kurz ins Negative, bevor sie sich stabilisiert. Das wird als pleasure – pain balance bezeichnet. Jetzt gibts noch den Effekt, dass wenn wir wiederholt pleasuren, die Belohnung abnimmt. Der Schmerz aber nicht. Und wenn man mal soweit ist, dass die Profis von einer Sucht reden, dann versucht man nurnoch den Schmerz zu vermeiden. Indem man ihn so lang wie möglich vor sich herschiebt, sich ablenkt oder sogar vergisst worum es überhaupt ging. Zu verstehen als: „Wenn ich die ganze Zeit auf pleasure klicke, bin ich zumindest nicht im Schmerz.“

Das geile schon vorweg: das kann man umlernen und für sich nutzen.

Der Schmerz kann auch wirklich weh tun, aber es ist vorrangig ein psychologischer Schmerz. Den kann man fühlen lernen. Das seltsame an psychologischem Schmerz ist, das er nicht ganz greifbar ist und erstmal auch nicht weh-tut, als ob ich mir den Zeh angeschlagen hätte. Der psychologische Schmerz säht einfach Unwohl und macht so Effekte wie die Farben runterzudrehen. Das fühlt sich erstmal nach nichts an – aber alles schmeckt plötzlich ein bischen fad. Und wenn man da lang genug drin bleibt, dann wird auf Dauer alles geschmacklos. Weil man durch wiederholtes pleasure-Drücken die Baseline Stück für Stück runtergeschoben hat. Irgendwann steht man dann auf und denkt sich: Ugh. Noch so ein Tag.

Jetzt holt man sich seine „leeren“ Peaks, kriegt aber mehr Schmerz. Alles wird geschmacklos. Es wird einfach geschmacklos. Ich sag das grad so oft, wei es echt fanszinierend ist, dass wir uns das Schmecken abtrainieren können. Also.. das gut-fühl schmecken, das „wie gehts mir gerade wunderbar“-Schmecken. Jetzt stellt sich natürlich die Frage: wie jetzt? Was gehört jetzt alles dazu? Und steck ich da auch schon drin oder wie?

Da sagt die Expertin:

“The first message I want to get across about social media is it really is a drug. And it’s intended to be a drug.” – Dr. Anna Lembke

Oha. Na da gehört wohl Alles dazu… das Youtube geklicke, das Reddit auf Kommentare warten – und Alles was sich auf mein UIUIUIiii Gefühl auswirkt, bzw Alles was bei mir so tief eingebaut ist, dass ich das … „brauche“ jeden Tag. Oder zumindest das Gefühl hab.

Gute Anzeichen, dass es Dich auch betrifft sind die Momente „wo ich doch nicht hätte sollen“, wo irgendwas nochmal unbedingt muss – und man am Ende da stehet und denket: uff, das war ganzschön langweilig, larryhaft oder andersweitig blöd. Kurzgesagt: ich langweile mich in meiner Anwesenheit.

Die gute Expertin sagt jetzt auchnoch dass es ne Wunderwaffe gibt: 30 Tage lang die Dopaminquellen aussetzen um die „Baseline“ wieder in Werkszustand zu versetzen. Da steckt dann einiges drin, warum man das überhaupt wollte. Eine hohe Dopamin baseline macht dich glücklicher, macht dich stressresistenter, lässt Dich weniger grübeln und vor dir selbst wegrennen und gibt Dir vor allem das Gefühl: das was ich gerade mache – das ist voll okay.

Wenn das also geht, das auch wieder hochzudrehen – Alles klar! Volle Kraft voraus! Oder?! Interesse geweckt?

Also gnadenlos aufräumen – raus mit Rauchen, Trinken, Zucker, Computer, Gammeln.. 30 Tage sind ja voll überschaubar. Hatte ich mir zumindest so gedacht. Bin vor eine Riesenwand gelaufen und zerschollen.

Hab mir also ne Liste geschrieben mit 20 Sachen, die nicht mehr durften, mir nen ordentlichen Termin gemacht (1.09.) und hab dann Abends davor „nur nochmal“ dies und dann nochmal jenes gemacht und bis 3 uhr Nachts Quatsch geguckt und mein nächster Tag war die pure Hölle. Klingt seltsam, aber mein ganzes System hat gemerkt mit was ich da ankam und hat mich hochkant rausgeschmissen. „Nee Danke und beehren ’se mich nicht so bald wieder, Sie Arschloch!“ Hörte ich da nurnoch und landete aufm Hosenboden. Was mich wirklich am meisten daran genervt hat war das beschissene „Sie“, was glaubt der Kerl eigentlich wer er ist?

Jetzt aber mal zurück zum Punkt.

Alles klar. Also Dopamin baseline verstanden? Die will jetzt rebootet werden, aber das System hier denkt: lass bloß das System laufen, keiner weiß ob das jemals wieder hochfährt – und was dann?!?! Denk doch mal nach!

Die Antwort lag dann in ein paar Tagen Schmerzvermeidung beobachten und mal ganz genau zu zu hören wer da eigentlich spricht. Wer in mir fängt da eigentlich an mich zu Siezen und lässt mich nicht zur Ruhe kommen?

Ganzschön verkopft.

Ich – das hab ich gemerkt – bin garnicht mehr Zuhause hier. Es herrscht ein seltsamer Automatismus, ganz gnadenlos. Lockert man den mal bischen und schaut hinter den Tellerrand: Nach der Herrschaft kommt ne Leere/ Chaos. Alles und nichts. Vor Allem so abgesondert und un-ich-ig. Ich kenn mich hier garnicht mehr aus.

Ich bin da jetzt die Woche reingegangen, ganz offen auskundschaften wie dieser psychologische Schmerz eigentlich wirkt. Wie oben beschrieben, der ist matschig und schwer greifbar. Hauptsächlich erstmal zeigt der sich als unerträgliche Langeweile, dann Scham und Wut und dann sowas wie ein leerer Spiegel. Als ob ich garnicht mehr weiß wie das Normal funktioniert. Dauert mal Minuten und mal Stunden, wo der Kopf immerwieder und immerwieder den Standardalgorithmus losfährt: Handy, Kaffee, Zigarette, Computer auf, Webseite auf, bli bla blup. Langweilig. nochmal die Seite auf. Hey! Wie wärs mit…

Und dann hatte ich einen Punkt, wo ich endlich sagen konnte: hey, Alter, ist doch alles voll okay! Ab und zu, da muss man mal so richtig nörgeln und alles kacke finden dürfen. Ab und zu muss man das richtig rauslassen und sich selbst erlauben zu zu gucken. Und sich in den Arm zu nehmen. Und ganz gemütlich sagen: na schöne Scheisse! Ordentliche Gurkenveranstaltung hier. Das hat ein paar Tage gedauert, in denen ich da ganz melancholisch voll okay mit mir war. Und dann war irgendwann genug.

Und dann kam ein Video und danach kein Video. Und ein Kaffee und dabei keine Kippe. Und das Handy komplett ausgemacht (bis auf bisl Musik ab und zu) und es 5x, 6x plötzlich in den Hand gefunden – und auch da wieder gesagt: lass das mal gehen. Leg das Ding weg, setzt dich mal 3 Minuten hin und lass mal einfach auf Dich wirken.

Das klingt jetzt glaube ich sehr rudimentär, aber die Blickweise ist mir völlig – Völlig! – neu. Das passiert jedesmal und nach jedem OAH GEIL! Kommt die Phase danach die sich einfach total doof anfühlt. Der Rückweg ins normale Leben ist total anstregend. Und gut so, mein Freund, das gehört voll dazu. Und plötzlich sagt der Kopf: hey wie cool! Dann können wir ja jetzt was produktives machen!

Und als mir die Erfahrung über 2-3 Tage kam, da kam dann noch was anderes. Sowas komisches. „Ich“ hat sich ganz anders gefühlt. Ganz sprunghaft und flippig. Und hat angefangen entscheidungen zu treffen. Nach soner Schmerzpause, war „Ich“ wieder da und konnte ganz entspannt sagen: Ja cool! So viel gute Zeit die mir gehört und so viele Sachen die ich machen kann. Lass das mal in die Hand nehmen und wieder stolz sein! Mal den ganzen Schmerz Schmerz sein lassen und danach wieder aufstehen, nicht davor.

Irgendwann saß ich da ganz gemütlich in der Sonne und hab mir ganz pragmatisch überlegt was ich grad alles cooles tun kann, wie schön sich gute Pläne zu machen und das umzusetzen. Wie voll okay wenn das Alles halt so lange dauert, wie es dauert.

Und eine ganz alte lang vergessene Stimme sagte:

Willkommen zurück!

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