theJourney #5 Sozio-Logisch!

Normfrei
Normfrei
theJourney #5 Sozio-Logisch!
/

Hey Paul, ich glaub wir haben ne fett soziologische Ader. Nach unserm letzten Podcast habe ich noch etwas im Schwung unseres Gespräches mich auf geistige Nahrungssuche begeben und landete völlig ungeplant bei Podcast Gesprächen über Luhmann, Fromm, Kohlberg et all und dachte mir nur aus tiefstem Herzen: Ja! Endlich weiß ich was ich bin. Ich bin Soziologe.

Hey Paul, ich glaub wir haben ne fett soziologische Ader. Nach unserm letzten Podcast habe ich noch etwas im Schwung unseres Gespräches mich auf geistige Nahrungssuche begeben und landete völlig ungeplant bei Podcast Gesprächen über Luhmann, Fromm, Kohlberg et all und dachte mir nur aus tiefstem Herzen: Ja! Endlich weiß ich was ich bin. Ich bin Soziologe.

Als ich dann tatsächlich versuchte das Gehörte meiner Mitbewohnerin mitzuteilen, fiel mir nicht mal das Wort ein, ich bin… sozio… sozio-dings… sozio-path? … Tatsächlich ein Soziologe – ist doch logisch!

Und was macht der? So wie ich mir das aus meiner Momentanblickperspektive anschaue, sitzt der rum und macht sich Gedanken über so grundlegend wichtige Dinge wie „Haben und Sein“ und stellt diese Gedanken in Bezug zur aktuellen oder potenziell möglichen Gesellschaft.

Insbesondere hat mich aber Luhmann fasziniert, der wohl – laut dem Soziopod-Podcast (geiler Scheiß!!!) – sich allein mit seinem Denken am Schreibtisch vergnügt und so das weitere Weltgeschehen maßgeblich verändert hat. Systemtheorie oder so und da geht es um Systeme, Logiken und Funktionen – und damit lässt sich so ziemlich vieles erklären und das schafft Komplexitätsreduktion und das entspannt. Sehr.

Aber bringen wir (ich) meine konsumierten Informationen mal ein wenig in Struktur:

Sein vs. Haben

So binäre Unterscheidbarkeiten finde ich extrem hilfreich. Das ist wie eine Brille mit zwei verschiedenfarbigen Gläsern, durch die man die Welt betrachten kann und dabei „plötzlich“ ganz neue Sichtweisen und Klarheit gewinnt. Was bei Entscheidungen immens hilfreich ist.

Schau ich mir hier unseren Podcast an, habe ich unser miteinander hier sofort als „Seins-Qualität“ wiederentdeckt und war plötzlich mächtig stolz. Denn bisher hatte ich mein gesamtes Leben aus der Haben-Perspektive angeschaut und war in einem ständigen Mangelgefühl. Wir brauchen Zuhörer, wir brauchen Geld, wir brauchen mehr haben!

Allein diese Unterscheidbarkeit zwischen Habens & Seins-Qualität kennenzulernen hat mir sehr deutlich gemacht, dass es mir hier nicht vorrangig ums Haben, recht haben, Zuhörer haben, Podcast haben geht – sondern um ne schöne Zeit zu machen, mit Dir, mit allen anderen denen das Zuhören und Mitdenken Freude bereitet.

Das finde ich insbesondere im Kontext unserer Gesellschaft, die – in meiner bisherigen Weltsicht – fast nur aus dieser Haben-Logik (Konsum, Dopamin, Macht) bestand. Wie stark dies wohl von meiner eigenen Brille abhing, bin ich gespannt jetzt kennenzulernen! Sein ich komme!

Und da mir meine eigene Haben-Denkweise zwar schmerzlich bekannt, doch nicht unterscheidbar bewusst war, kann ich unseren Podcast jetzt als eine mir wohl vermisste Oase des Seins erkennen. Herrlich. Und Danke auch für Deine Anstößigkeiten, die mein Bewusstsein in diese Richtung begleitet haben!

Link: Haben oder Sein – Wikipedia

Wikipedia

Philippsche Gesellschaftshistorie in 4 Sätzen.

  1. Gesellschaft wird in erster Linie gelebt.
  2. Durch Trial-and-Error bzw. ganz viel Gegeneinander findet sich so zu einer gewissen Stabilität.
  3. Menschen innerhalb dieser Stabilität haben viel mehr die Möglichkeit miteinander daran zu arbeiten – bzw. zu verstehen wie wir eigentlich funktionieren.
  4. Dieses Verständnis schafft Unterscheidbarkeit, die es ermöglicht Verbesserungen zu bewirken.

Wir entwickeln uns also von etwas total Unbewusstem zu etwas immer bewusster handelnd und sich selbst veränderndem. Das Coolste daran ist, dass wir inzwischen wissen, dass Mensch sich das in seiner eigenen Entwicklung quasi selbst beibringt und verschiedene Denkstufen durchlebt, die nicht beigebracht/sozialisiert werden müssen, sondern sich durchs Erleben und Miteinander selbst entwickeln.

Das bringt uns zum Kohlbergschen Stufenmodell der menschlichen Denkfähigkeit. Angefangen beim nackten Überlebensmodus „Ich orientiere mein Verhalten an Bestrafung“ bis hin zu Buddhas „Ich orientiere mich am immer richtigen Verhalten.“.

Kohlbergs Moraldenkstufen

Der Kohlberg hat ganz viel untersucht wie Moralverständnis beim Menschen funktioniert. Im Vergleich zum Luhmann – dem wir hier absatzweise näher kommen – ist Kohlberg richtig viel gereist und hat tatsächlich viele Menschen befragt und aufgrund der gesammelten Antworten unterschiedliche Stufen verdichtet und die Art und Weise der Orientierung des Denkens in 3 Ebenen, die ich mal salopp mit Mittelalter, Miteinander und Metaebene bezeichne – zu insgesamt 6 Stufen aufgeteilt.

  1. Prä-konventionelle Ebene – Überlebensstrategie und Taktik im ich vs. Du
    1. Bestrafung & Belohnung
    2. Wie Du mir so ich Dir
  2. Konventionelle Ebene – Was ist gut und richtig für uns im Kleinen und Größeren?
    1. Die Familie ist das Gesetz
    2. Die Gesellschaft ist das Gesetz
  3. Post-konventionelle Ebene – systemische erleuchtungs Meta-e-Bene
    1. Verhalten, weil es für alle das Richtige ist. Kant und Co.
    2. Verhalten nach universellen Gesetzen, weil sie immer das Richtige sind. Buddah-e-bene

Was ich hier so feiere, ist – dass es gar nicht um das Verhalten selbst – sondern die immer höherwertige Begründungsebene geht. Das deckt sich nämlich mit meinem Verständnis von diesem reinen Bewusstsein, dass wie der neu geborene Mensch erstmal klarkommen, sich selbst verwalten und dann schafft Verantwortung für etwas Größeres zu übernehmen.

Soziopod Academics 001: Die Entwicklungstheorie des moralischen Denkens von Lawrence Kohlberg – SozioPod

Vorstufe: In welcher Gesellschaft wollen wir leben?

Anfangs wurden Gesellschaften wie Organismen behandelt. Aus dieser Perspektive besteht eine Gesellschaft wie auch der menschliche Körper aus Organen bzw. Organisationen, die dafür sorgen, dass die Gesellschaft am Leben / bzw. stabil bleibt. Dazu gehört, dass es innerhalb der Gesellschaft und Organisationen diverse Rollen gibt und Menschen in diese Rollen hineinsozialisiert werden. In solch einem System kommt die Frage noch gar nicht auf, ob die Gesellschaft überhaupt lebenswert ist. Da geht es nur um Stabilität – bzw.: Die Gesellschaft ist stärker als das Individuum.

Das haben dann wieder ein paar andere Soziologen miteinander ausdiskutiert. Und das ist doch geil, oder? Da wird einfach was gemacht. Mensch lebt so vor sich hin, die meisten funktionieren irgendwie, und dann gibts da Menschen, die sich das anschauen, sich Gedanken drüber machen, Unterscheidbarkeit schaffen, sich gegenseitig ein bisschen die Köpfe einhauen und letzten Endes durch ihre Diskussion wieder Einfluss auf das System ausüben. Im besten Fall mit der Absicht es eben entsprechend dem generellen Entwicklungstrend es für alle immer besser zu machen.

Ganz nach unserem Motto: Alles immer perfekt & Jeden Tag besser.

Systeme, Logiken und Funktionen

Kommen wir zu etwas Größerem. Dem Lebenswerk von einem Herrn Luhmann.

Luhmann – war ein Mensch, der sich sein Leben einer Super-Theorie gewidmet hat, mit der er alles erklären will. Allein das finde ich schon begeisternd. Was rauskommt ist ein Mega-Tool mit dem sich (so der Anspruch) alles erklären lässt. So einfach!

Politik, Wirtschaft, Umweltschutz, Schule… alles Systeme. In dieser Theorie geht es nicht einmal darum wie wir leben wollen, oder was eine „gute“ Gesellschaft wäre – sondern eben der Anspruch ein allumfassendes Erklärungssystem zu basteln. Meta-e-bene halt.

In meinem kennenlernenden Bild dieser Denkweise hat jedes System einen Eingang, einen Ausgang und eine Funktion der es dient. Nehmen wir Wirtschaft: Funktion ist vielleicht sowas wie Geldvermehrung. Was beim Eingang reingeht ist im weitesten Sinne Kommunikation.

Dreht sich die Kommunikation um bspw. Corona – dann stellt sich das System entsprechend der eigenen Funktion (oder war es Logik? – an den Begrifflichkeiten arbeite ich noch) darauf ein. Fragt sich ständig: „Wie lässt sich damit Geld machen?“ und kommt bei genügend Aktivierung auf eigene Lösungen.

Was mich daran so fasziniert ist, dass es so einfach und anwendbar ist. Denn wenn ein System ausreichend verstanden ist, dann lässt sich dieses System durch Kommunikation aktivieren und es sorgt selbstregulierend dafür, sich entsprechend der eigenen Natur anzupassen. Geil, oder?

Ganz vereinfacht: wenn sich die Kommunikation nur noch um Umweltschutz und Nachhaltigkeit dreht – passen sich alle Systeme entsprechend an. „Hurra die Welt geht unter“ entsprechend des strangest secrets pursuit of a worthy ideal. Toll nicht? Kommunikation ist alles!

Bevor ich mich völlig verschwurbel mache ich den Sack noch zu: Systemisch gibt es da nur den Nachteil, dass man nicht wissen kann, was ein System tatsächlich tun wird, ist es einmal aktiviert. Aber ich glaube, das wäre in unserer sich vernetzenden Welt auch nicht mehr zeitgemäß.

Zwischenstand zum Abschluss

Ich steige hier gerade erst ein und finde das alles brutal spannend. Insbesondere Luhmann möchte ich weiter vertiefen, da es – ähnlich wie die Unterscheidbarkeit zwischen Haben und Sein – ein grundlegend neues Verständnis für die Zusammenhänge und Entwicklung des Lebens birgt.

Social-Media als System zu betrachten – statt der „Scheiß-Facebook-will-nur-Geld-verdienen“-Perspektive muss doch wahnsinnig aufschlussreich und vor allem der Selbstwirksamkeit förderlich sein.

Gerade Social-Media – weil unheimlich gewaltiges Kommunikationstool. Das in seiner wahren Funktion und Kraft vielleicht noch gar nicht von uns genutzt wird. Weil zu viel NOISE im Sinne von Werbung, Konsum und Co… Aber schau Dir mal den Rezo an, vielleicht macht der da schon was in die richtige Richtung…

So ich bin ne Stunde verspätet mit meiner Abgabe und wir machen jetzt Podcast. Bis gleich

Schreibe einen Kommentar